Schwäbische Zeitung, Lokalausgabe Biberach
 21.04.2011

Geschichtsbewusst:
Merk sucht Heimatforscher
Biberacher will Plattform für Hobby-Historiker im Landkreis etablieren

Von Gerd Mägerle

BIBERACH – Städte wie Biberach haben große Archive, in denen wichtige Unterlagen zur Geschichte der Stadt aufbewahrt werden, außerdem gibt es hier Fachleute, die sich mit
 der Stadtgeschichte wissenschaftlich auseinandersetzen. In vielen kleinen Orten des Landkreises gibt es diese Archive nicht mehr und auch Einwohner, die sich mit Heimatgeschichte befassen,  sind eine aussterbende Rasse. „Früher haben sich der Dorflehrer oder der Pfarrer darum gekümmert, aber auch die gibt es auf dem Dorf ja nicht mehr“, sagt Wolfgang Merk aus Biberach.

Ahnenforscher machen den Anfang

Merk, Jahrgang 1950, leitet seit Anfang 2011 die „Interessengruppe Heimatforschung Biberach“ und möchte diese zu einer Plattform für

geschichtsinteressierte und Heimatforscher im Landkreis machen.
 Entstanden ist diese Gruppe aus dem seit mehr als zehn Jahren bestehenden „Familienkundlichen Arbeitskreis Biberach“, der von Franz Mohr aus Reute geleitet wird. Hier trafen sich vor allem  Ahnenforscher, die die Stammbäume ihrer Vorfahren ergründen wollten. „Es gab aber einige, die sich stärker für das Thema Heimatgeschichte interessierten, und so entstand unter der Leitung  von Hans Angele aus Reinstetten und dem mittlerweile verstorbenen Oskar Held aus Biberach die Interessengruppe Heimatforschung“, so Merk.

„Wir sind keine Profis“

Für die Gruppe, die derzeit aus etwa 17 Leuten besteht, will er weitere Interessierte begeistern. „Es gibt viele, vorwiegend ältere Zeitgenossen, die im stillen  Kämmerlein vor sich hin forschen und Dokumente zur Ortsgeschichte sammeln. Wenn solche Leute irgendwann sterben und ihr Wissen nicht in Form von Aufzeichnungen gesichert wird, dann ist es für immer verloren“, sagt Merk. Deshalb will er zum einen genau diesen Personenkreis ermuntern, in die Interessengruppe zu kommen, zum anderen auch Neulinge in Sachen Heimatforschung. „Wir  sind keine Profis, sondern Hobby-Historiker, die sich gegenseitig unterstützen wollen. Im Übrigen betrachten wir uns auch nicht als Konkurrenz zu Vereinen wie der Gesellschaft für Heimatpflege oder dem Arbeitskreis Stadtgeschichte, sondern bieten Austausch und Zusammenarbeit an“, sagt Merk.
 Etwa vierteljährlich gibt es Treffen der Interessengruppe, bei denen jeweils ein Mitglied einen heimatgeschichtlichen Vortrag hält. Außerdem bieten sich die Mitglieder auch gegenseitig  Unterstützung an bei Fragen wie: Wie arbeite ich im Archiv? Wie kann ich meine Forschungsergebnisse als Heft oder so gar als Buch herausbringen?

„Von null auf 900“

Merk weiß um die Vielzahl der Fragen und Hemmschwellen, die es gibt. Der gelernte Bankkaufmann und pensionierte Bankvorstand in Warthausen hat erst vor wenigen Jahren mit der  Heimatforschung begonnen. Die Ortschronik „900 Jahre Warthausen“ war sein erstes Werk „Da bin ich von null auf 900 durchgestartet“, meint er scherzhaft. Momentan erarbeitet er die Chronik der Feuerwehr Mühlhausen (Eberhardzell), außerdem plant er ein Buch über die Seegras-Spinnerei in Oberschwaben. „Es liegt noch so viel brach und man kann so viel entdecken“, sagt er.

Besonders die Aufarbeitung von Unternehmensgeschichten sei in der Region noch immer ein Stiefkind.

Das nächste Treffen der Interessengruppe Heimatforschung ist am Donnerstag, 30. Juni 2011, 19 Uhr, im Nebenzimmer des Hotels Drei König am Biberacher Marktplatz.
 Weitere Infos gibt es bei Wolfgang Merk, Telefon 07351/71206.
 Unsere neue Internetseite der Interessengemeinschaft lautet: www.heimatgeschichte-bc.de.

Der unvollständige Artikel in der Online-Ausgabe der Schwäbischen Zeitung